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Unsere Sozialberatung als Reisebüro fürs Leben

Claudia von Ow

Claudia von Ow

1. November 2024

lesezeit

6 min

Die Sozialberatung im Spital Zollikerberg steht sowohl unseren Patientinnen und Patienten zur Verfügung als auch allen Menschen, die Rat und Unterstützung suchen. Im Interview berichtet Claudia von Ow, Leiterin der Sozialberatung, in welchen Themenbereichen sie Ihnen eine Beratung anbieten kann, mit welchen Fachstellen sie zusammenarbeitet und räumt mit einigen gängigen Vorurteilen auf. 

Wie gross ist euer Team und wo arbeitet ihr?

Unser Team der Sozialberatung arbeitet auf dem Spitalgelände und besteht aus vier erfahrenen Fachpersonen.

Für welche Themenbereiche der Beratung seid ihr zuständig?

Wir bieten eine vielfältige und umfassende Beratung in den Bereichen Sozialversicherungs-, Arbeits-, Familien- sowie Kindes- und Erwachsenenschutzrecht. Zudem klären wir Fragen im Bereich der Sozialhilfe und unterstützen bei der Erschliessung von Ressourcen im Zusammenhang mit Kranken- und Unfallversicherungen sowie weiteren Sozialversicherungen wie Invalidenversicherung (IV), Ergänzungsleistungen (EL), Erwerbsersatzordnung (EO)oder Sozialhilfe. In akuten Notsituationen prüfen wir auch die Möglichkeiten für ausserordentliche finanzielle Unterstützung. Wir unterstützen bei der Organisation von Repatriierungen ins Heimatland und vermitteln private Spitex-Dienste. Darüber hinaus übernehmen wir die Koordination und Organisation von Anschlusslösungen, beispielsweise für Rehabilitationen, Kuren, Pflegezentren oder Mutter-Kind-Wohneinrichtungen. Wir nennen uns deshalb oft auch «Das Reisebüro des Lebens».  

Wie sieht eine Beratung bei euch aus?

Der Beratungsprozess beginnt stets mit einem unverbindlichen Erstgespräch, in dem Patientinnen, Patienten und oder ihre Angehörigen die Möglichkeit haben, ihre aktuelle Situation und die damit verbundenen Bedürfnisse ausführlich zu schildern. Die Sozialarbeitenden hören aufmerksam zu, stellen gezielte Fragen und verschaffen sich so ein umfassendes Bild der individuellen Lage. Auf dieser Grundlage wird gemeinsam ein Lösungsansatz entwickelt, der konkrete Massnahmen umfasst. Diese können beispielsweise Rehabilitationsmassnahmen, Pflegeoptionen oder den Zugang zu wichtigen Ressourcen wie Sozialversicherungsleistungen beinhalten. Auch die Vermittlung weiterführender Unterstützung, wie sie durch spezialisierte Fachstellen oder externe Partner angeboten wird, spielt eine zentrale Rolle im Beratungsprozess. Ziel unserer Beratung ist es, dass Patientinnen, Patienten und Angehörige eine Perspektive und ein «Sicherheitsnetz» erhalten, das ihnen bei der Rückkehr in den Alltag Unterstützung bietet.

Unser Team

Machen Sie sich mit dem Team der Sozialberatung vertraut

Unsere engagierten und einfühlsamen Sozialberaterinnen freuen sich, sich Ihnen mit Bild und Funktion etwas genauer vorstellen zu dürfen. Bei Interesse an einer Beratung finden Sie auch die jeweiligen Kontaktdaten.

Mit welchen externen Fachstellen arbeitet ihr zusammen?

Die Sozialberatung ist ein eigenständiges und unabhängiges Dienstleistungsangebot, das Patientinnen und Patienten in unterschiedlichen Lebenslagen unterstützt. In enger Absprache mit den Betroffenen wird, je nach individueller Problematik, an eine passende Fachstelle weitervermittelt. Dabei kann es sich um verschiedene Institutionen wie beispielsweise die Mütter- und Väterberatung, spezialisierte Rechtsberatungsstellen oder zuständige Behörden handeln. Es liegt uns sehr am Herzen, für jedes Anliegen die bestmögliche Unterstützung zu finden und unseren Patientinnen und Patienten gezielt zu helfen.

Gibt es fälschliche Annahmen in Bezug auf die Rolle der Sozialberatung? 

Die Sozialberatung wird manchmal mit behördlichen Stellen verwechselt. Der Grundstein unseres Angebots liegt jedoch in der unabhängigen und vertraulichen Beratung. Gespräche und Informationen werden stets diskret behandelt, sodass Betroffene sich sicher fühlen können und ihre Anliegen ohne Bedenken hinsichtlich ihrer Privatsphäre mit uns besprechen dürfen.

Was zeichnet die Arbeit in der Sozialberatung besonders aus?

Unser Arbeitsalltag zeichnet sich durch eine besondere Vielfalt aus, die ihn sowohl herausfordernd als auch bereichernd macht. Wir sind in verschiedenen Abteilungen tätig, was es uns ermöglicht, eine breite Palette von Erfahrungen und Perspektiven zu sammeln; Beginnend mit Beratungen von werdenden Eltern und Müttern bereits in der Schwangerschaft, über Patientinnen und Patienten, die erkrankt oder verunfallt sind und noch mitten im Arbeitsleben stehen bis hin zur Unterstützung und Begleitung von Menschen im hohen Alter. Diese Abwechslung sorgt nicht nur für eine dynamische Arbeitsatmosphäre, sondern fördert auch den interdisziplinären Austausch. Darüber hinaus arbeiten wir mit Menschen aus unterschiedlichsten Altersgruppen. Jedes Alter bringt individuelle Lebenssituationen, Fragen und Herausforderungen mit sich. Dadurch können wir massgeschneiderte Lösungen anbieten und auf die spezifischen Bedürfnisse des jeweiligen Klientel eingehen. Diese Vielfalt in den Anliegen und Lebenslagen unseres Klientels bereichert unseren Arbeitsalltag und motiviert uns, ständig dazuzulernen und uns weiterzuentwickeln.

Was schätzt ihr an eurer Arbeit am meisten?

Was wir an unserer Arbeit in der Sozialberatung besonders schätzen, ist die Möglichkeit, Menschen in belastenden Lebenssituationen umfassend zu unterstützen und ihnen konkret zu helfen. Oft stehen die Betroffenen vor komplexen Herausforderungen, sei es aufgrund persönlicher, sozialer oder wirtschaftlicher Probleme. In solchen Momenten können wir durch gezielte Beratung und praktische Hilfestellungen eine spürbare Erleichterung schaffen und den Weg zu einer nachhaltigen Lösung ebnen. Dabei ist es besonders bereichernd, die individuelle Situation der Patientinnen und Patienten ganzheitlich zu betrachten und gemeinsam mit ihnen eine Perspektive zu entwickeln, die neue Möglichkeiten eröffnet.

Ein weiterer wertvoller Aspekt unserer Arbeit ist die enge Zusammenarbeit mit verschiedenen Disziplinen. In der Sozialberatung fungieren wir häufig als Bindeglied zwischen Fachkräften unterschiedlicher Bereiche, wie der Medizin, Pflege oder Psychologie. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit ermöglicht nicht nur einen ganzheitlichen Blick auf die Situation der Betroffenen, sondern verbessert auch die Kommunikation und das Verständnis zwischen den Fachbereichen. Dadurch können wir sicherstellen, dass alle Beteiligten im Sinne der Patientinnen und Patienten informiert und auf demselben Stand sind.

Letztendlich motiviert uns das Wissen, dass unsere Arbeit einen echten Unterschied im Leben der Menschen machen kann. Es ist erfüllend, sie nicht nur in schwierigen Zeiten zu begleiten, sondern ihnen dabei zu helfen, wieder Hoffnung und Zuversicht für die Zukunft zu finden.

Warum ist es wichtig, das Tabu zu überwinden, eine Sozialberatung in Anspruch zu nehmen? 

Die Sozialberatung in Anspruch zu nehmen ist oft mit Scham, Stolz und gesellschaftlichen Vorurteilen behaftet. Viele Menschen empfinden es als unangenehm, Unterstützung anzunehmen, weil sie fürchten, dass dies als Zeichen von Schwäche oder persönlichem Versagen gewertet werden könnte. Besonders im Spital, wo sich viele ohnehin in einer belastenden Situation befinden, glauben Betroffene oft, ihre Probleme allein bewältigen zu müssen. Gesellschaftliche Erwartungen und das Stigma, das Themen wie Armut, Arbeitslosigkeit oder psychische Erkrankungen umgibt, verstärken diese Zurückhaltung. Gerade deshalb ist die Spitalsozialberatung so wichtig. Sie bietet professionelle Unterstützung in schwierigen Lebenslagen, wenn Patientinnen, Patienten und ihre Angehörigen mit sozialen, finanziellen oder emotionalen Herausforderungen konfrontiert sind. Die Beratung hilft dabei, Lösungen zu finden, die oft den Weg aus belastenden Situationen erleichtern. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke, sich helfen zu lassen. Jeder Mensch hat das Recht auf diese Unterstützung, unabhängig von seiner Situation. Niemand sollte sich dafür schämen, diese wertvolle Hilfe in Anspruch zu nehmen – sie steht allen offen und kann einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität leisten.

Portraitfoto von Claudia von Ow

Claudia von Ow

Leiterin Sozialberatung

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