Unsere Besuchsclowns im Einsatz: Wie Pippa-Jolie und Ina Schnusel für Lächeln sorgen
21. Januar 2025
5 min
Die beiden Besuchclowns Pippa-Jolie und Ina Schnusel bieten einen faszinierenden Einblick in ihre Arbeit im Spital Zollikerberg. Mit Musik, Zauberei und Humor besuchen sie monatlich Patient:innen auf verschiedenen Stationen, um Momente der Leichtigkeit und Freude zu schaffen. Sie sprechen über die berührenden Reaktionen der Menschen und teilen bewegende Geschichten von Begegnungen, die bleibende Eindrücke hinterlassen haben.
Wie oft besuchen Sie die Patient:innen im Spital Zollikerberg?
Wir haben im Januar dieses Jahres mit der 2-jährigen Ausbildung zum Besuchsclown an der Clownschule petite académie drole in Olten gestartet. Aktuell besuchen wir die Patient:innen auf den Stationen Neonatologie, Kinder-Permanence, Dialyse und Chirurgie jeweils einmal im Monat. Dabei üben wir uns in Begegnungskunst und nutzen dazu unser Wissen und unsere erlernten Fähigkeiten wie beispielsweise Musik, Zauberei, Puppenspiel und Techniken der Komik, um Türen für Herzensbegegnungen zu öffnen und Heiterkeit zu verbreiten. Konkret kann das heissen, dass wir mit Musik die Stimmung im Raum verändern oder den Raum spielerisch erobern. So kann es sein, dass der Boden plötzlich Wasser ist und die Patientenliege zum Segelschiff wird.
Wie sehen die Reaktionen und Rückmeldungen der Patient:innen aus?
Pippa-Jolie: Die Reaktionen sind sehr positiv und unbezahlbar. Bei den kleinen Patient:innen ist es oft ein Staunen, ein Lachen und simple Freude. Bei ihren Eltern ist es Dankbarkeit für die Unterstützung. Bei den Erwachsenen kommt uns oft Rührung entgegen sowie Freude und Dankbarkeit. Sie fühlen sich wertgeschätzt und sind dankbar für die Abwechslung. Wir haben auch Rückmeldung von Pflegenden bekommen, die uns erzählten, dass wir bei den Patienten etwas angestossen hätten, wie einen Schalter umgelegt.
Ina Schnusel: Das Altersspektrum der Menschen, welchen wir begegnen, ist ab Geburt und nach oben offen. Die Reaktionen sind bunt, es kann ein tiefer Atemzug, ein Lächeln, weinen, ein Blick, erzählen was bewegt, gemeinsames Singen, Spielen, Tanzen, Erleichterung durch Ablenkung bei einer Intervention, das Rauslassen von Wut und vieles mehr sein.
Wie kamen Sie dazu, als Clowns im Spital aufzutreten und was fasziniert Sie an dieser Arbeit?
Ina Schnusel: Ich trage den Wunsch, in diesem Bereich eine Ausbildung zu absolvieren, schon lange in mir. Nun bin ich das angegangen und schätze es sehr, zu den 10 Auserwählten an der petite académie drole zu gehören, welche nun in der 2 jährigen, berufsbegleitenden Ausbildung stecken. Als ich als Intensivpflegefachfrau im UKBB in Basel arbeitete, fand ich es stets faszinierend, wenn uns wöchentlich die Besuchsclowns Zeit schenkten und in oft ganz schwierigen Momente etwas Leichtigkeit zauberten.
Pippa-Jolie: Ich arbeite seit über 20 Jahren als Pflegefachfrau hier im Spital Zollikerberg. Mit meinem Mann und einer Freundin habe ich schon lange ein Puppen- und Kindertheater. Für mich war diese Ausbildung die perfekte Verbindung von Theater und meiner Arbeit hier im Spital. Dabei sind es diese kleinen magischen Momente, die bei der Arbeit entstehen, die mich faszinieren. Die ehrlichen Begegnungen von Mensch zu Mensch.
Eine Videobotschaft von Pippa-Jolie und Ina Schnusel
Wie bereiten Sie sich mental und emotional auf die Besuche bei den Patient:innen vor? Gibt es Rituale oder Übungen, die Ihnen helfen, in Ihre Rolle zu schlüpfen?
Pippa-Jolie: Um in die Rolle zu schlüpfen, hilft mir persönlich, mir beim Umziehen und beim Schminken genügend Zeit zu lassen. Mit dem Anziehen der roten Nase trete ich in die magische Welt der Fantasie ein. Oft schlagen wir noch in der Garderobe ein gemeinsames Lied an, welches uns in die richtige Stimmung bringt.
Ina Schnusel: Wir treffen uns vorher und kommen vollbepackt gemeinsam im Spital an. Die Verwandlung in der Garderobe von der Privatperson zum Besuchsclown wurde bereits zum Ritual und den Start als Duo erlebe ich jedes Mal aufs Neue sehr inspirierend.
Welche Rolle spielt Humor in Ihrer Arbeit mit den Patient:innen? Glauben Sie, dass Lachen tatsächlich heilen kann?
Ina Schnusel: Es gibt bereits diverse Untersuchungen, welche Aufzeigen, dass Besuchsclowns positive Gefühle hervorrufen können. Manchmal wird gelacht, doch sehr oft sind es die ganz kleinen Momente der Leichtigkeit und Unbeschwertheit, die in einer Ausnahmesituation entstehen können.
Pippa-Jolie: Davon bin ich sehr überzeugt. Ablenkung hilft gegen Schmerz und Angst wunderbar. Was Lachen für eine Auswirkung auf unsere Selbstheilung und unser Immunsystem hat, ist längst belegt. Zur Wirkung von Spitalclowns gibt es mittlerweile auch mehrere Studien. Bei Menschen zum Beispiel, die an Demenz erkrankt sind, sind Emotionen oft der einzige Zugang. Und mit diesen arbeitet der Besuchsclown. Es ist dabei wunderbar zu beobachten, wie eine in sich gekehrte Person plötzlich die Augen öffnet, wenn ein ihr altbekanntes Lied mit der Gitarre angeschlagen wird.
Für Patient:innen kann ein Spitalaufenthalt schwierig und ungewiss sein. Die Krankheit kann den Raum füllen und Überhand nehmen. Mit dem Besuch eines Clowns wird ein Fenster geöffnet, vielleicht um für einen Moment der Situation zu entfliehen. Wenn das Fenster nach dem Besuch offenbleibt, strömt tröstende Zuversicht und Wärme hinein.
Können sie von einem besonders schönen oder bewegenden Moment erzählen, den Sie als Spitalclown erlebt haben?
Pippa-Jolie: Ich hatte Pippa-Jolies unsichtbares Pferd dabei. Auf der Chirurgie wusste eine Patientin, dass es von der Grösse her ein Shetlander sein musste. Sie kenne sich bestens aus mit Pferden, hatte sie doch selbst auf ihrem Hof welche. Ich durfte es dort kurz zur Pflege stehen lassen. Später auf der Kinder-Permanence hat ein Grossvater gemerkt, wie viel ich mit diesem Pferd und der Gitarre um die Ohren hatte. Er hat mir angeboten, das Pferd mitzunehmen. 30 Minuten später kam eine Ärztin und meinte, dass in Koje 1 noch ein Grossvater mit einem Pferd sitze und er nicht sicher sei, ob er das richtige Futter gegeben habe. Also schaute ich nach und fand einen schmunzelnden Grossvater mit einem verschmitzt lächelnden Enkel vor.
Ina Schnusel: Auf der Neonatologie war ein Platz mit mehreren Paravans abgeschirmt und die Information war, dass aufgrund von Isolation kein direkter Kontakt stattfinden durfte. So nahmen Pippa und ich aus der Ferne mit der Mutter des Kindes Kontakt auf, welche mit ihrem Kind im Liegestuhl lag. Mit leisen Worten und Zeichensprache fragten wir, ob sie einem Besuch zustimmte. Mit Daumen hoch und herzlichem Nicken gab sie uns den Start frei. In einem etwa 10 cm breiten Spalt war Sichtkontakt möglich. Wir wählten ein leises und etwas verträumtes Lied. Die Mama begann zu strahlen und nach kurzer Zeit kullerten grosse Tränen über ihre Wangen. Über den punktuellen Sichtkontakt kam stets das Zeichen von ihr, dass wir willkommen waren. Als unser Lied verstummte, bedankte sie sich herzlich für unser Dasein. Auf die Innenwand des einen Paravans klebten wir einen guten Wunsch mit einem Glückskäfer und sie verabschiedete sich strahlend winkend von uns.
Diese kostbaren Momente, in welchen wir einfach da sind und mit allen unseren Sinnen versuchen, spontan das zu schenken, was stimmig sein könnte, sind einfach wunderbar. Ich bin sicher, das Kind spürte die Freude, die Mama unsere tiefe Wertschätzung und für uns Zwei fühlte es sich einfach richtig an. Es ist ein Privileg, dass ich als Ina Schnusel mit der grossartigen Pippa-Jolie unterwegs sein darf, um Freude und Zeit zu schenken.
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