Glomerulonephritis – wenn die Nierenfilter entzündet sind. Was Sie wissen sollten.
Dr. med. Robert Schorn
31. Juli 2025
10 min
Die Nieren spielen eine unverzichtbare Rolle in unserem Körper. Sie filtern das Blut, entfernen Abfallstoffe, regulieren den Wasser-, Salz- sowie Säure-Base-Haushalt. Doch verschiedene Erkrankungen können die empfindlichen Filtereinheiten der Nieren, die sogenannten Glomeruli, beeinträchtigen. Eine dieser Erkrankungen ist die Glomerulonephritis, eine Entzündung, die die Filterfunktion der Nieren stört und dadurch ernsthafte gesundheitliche Folgen haben kann.
Im Spital Zollikerberg bieten wir Betroffenen eine umfassende Betreuung – von der genauen Diagnostik über individuell abgestimmte Therapien bis hin zu einer ganzheitlichen Begleitung im Alltag. In diesem Beitrag erfahren Sie, was Glomerulonephritis ist, welche Symptome auftreten können, wie wir die Erkrankung diagnostizieren und behandeln – und was Betroffene selbst tun können, um gut damit zu leben.
In diesem Beitrag erfahren Sie:
- Was ist eine Glomerulonephritis – und warum betrifft sie die Nierenfilterfunktion?
- Welche Symptome sollten Patient:innen ernst nehmen?
- Wie wird eine Glomerulonephritis im Spital Zollikerberg diagnostiziert?
- Welche Behandlungsoptionen stehen im Spital Zollikerberg zur Verfügung?
- Wie können Betroffene mit der Diagnose leben – und was können sie selbst tun?
Was ist eine Glomerulonephritis – und warum betrifft sie die Nierenfilterfunktion?
Die Glomerulonephritis ist eine entzündliche Nierenerkrankung, die beide Nieren betrifft und in jedem Lebensalter auftreten kann. Der Name leitet sich von den Kapillarknäueln – den sogenannten Glomeruli – ab, die durch die Entzündung geschädigt werden. Die Erkrankung kann plötzlich (akut) oder schleichend (chronisch) verlaufen und führt im Verlaufe der Zeit, je nach Erkrankung und Qualität der Behandlung, unterschiedlich schnell zu einem Verlust der Nierenfunktion. Die Glomerulonephritis kann Ihren Ursprung direkt in der Niere nehmen (primäre Glomerulonephritis) oder Folge einer anderen Erkrankung sein (sekundäre Glomerulonephritis). Hier gibt es sehr viele unterschiedliche Erkrankungen und Formen. In der Regel handelt es sich hierbei um eine sogenannte Autoimmunerkrankung, bei denen «körpereigene» Strukturen irrtümlicherweise als «fremd» anerkannt werden und somit vom eigenen Immunsystem attackiert werden. Warum dies geschieht, ist bei einigen Erkrankungen gut bekannt, aber bei manchen noch nicht vollständig geklärt. Die wichtigsten Glomerulonephritis-Formen in der westlichen Welt sind bei Kindern die sogenannte Minimal-Change-Glomerulonephritis. Bei Erwachsenen zählen insbesondere die IgA-Glomerulonephritis, die membranöse Glomerulonephritis, die ANCA-assoziierte Glomerulonephritis sowie die Lupus-Nephritis dazu.
Welche Symptome sollten Patient:innen ernst nehmen?
Die Symptome können bei bestimmten Erkrankungen zu Anfang sehr unspezifisch sein (z.B. Leistungsknick, Müdigkeit, Fieber). Mit zunehmender Erkrankung hängen die Symptome dann mit der gestörten Nierenfunktion zusammen. Typische Zeichen sind Blut im Urin (Hämaturie) oder Eiweiss im Urin (Proteinurie), was sich als roter oder schäumender Urin bemerkbar macht. Zudem kann die Nieren die Funktion der Wasser- und Salzausscheidung nicht mehr vollständig aufrechterhalten und es entstehen Wassereinlagerungen (Ödeme). Zudem entwickeln fast alle Patient:innen einen Bluthochdruck (Hypertonie).
Wie wird eine Glomerulonephritis im Spital Zollikerberg diagnostiziert?
Die Verdachtsdiagnose einer Glomerulonephritis wird nach sorgfältiger Befragung der Krankengeschichte und klinischer Untersuchung durch Blut- und Urintests gestellt. Im Blut fallen erhöhte Nierenwerte auf. Zudem wird nach zahlreichen Antikörpern im Blut gesucht. Die Urinanalyse kann neben der deutlichen erhöhten Eiweissausscheidung (Proteinurie) auch die Blutausscheidung (glomeruläre Hämaturie) nachweisen. In den meisten Fällen benötigt man zur Sicherung der Diagnose und auch zum Therapieentscheid eine Entnahme von Nierengewebe (Nierenbiopsie). Diese erfolgt in der Regel ambulant und bedarf keiner Narkose.
Welche Behandlungsoptionen stehen im Spital Zollikerberg zur Verfügung?
Nach einer frühzeitigen und raschen Abklärung wird eine Basistherapie eingeleitet. Diese umfasst diverse medikamentöse Massnahme zur Entlastung der Niere. Neben einer konsequenten Behandlung einer Hypertonie oder eines Wasserüberschusses (Ödeme) kommt auch eine bestimmte Klasse von blutzuckersenkenden Medikamenten zum Einsatz (sog. SLGT-2-Hemmer). Wenn die Nierenerkrankung klar zugeordnet werden kann, setzt man zusätzlich auch weitere Medikamente ein. Diese umfassen diverse Medikamente, die im Falle einer bestätigten Autoimmunerkrankung, das Immunsystem und somit den Krankheitsprozess «bremsen». Diese Medikamente können in Tablettenform sowie als Infusionstherapie verabreicht werden. Beides führen wir regelhaft am Spital Zollikerberg, zum Teil in Zusammenarbeit mit der Tagesklinik, durch. Da derzeit zahlreiche Innovationen im Bereich der medikamentösen Therapie bestehen, arbeiten wir sehr eng mit Spezialist:innen verschiedener Universitätskliniken in der Schweiz zusammen – unter anderem mit dem Universitätsspital Zürich. Dies ermöglicht es uns, Patient:innen bei entsprechender Eignung auch in klinische Studien einzuschliessen. Die Behandlung einer Nierenerkrankung ist immer Teamarbeit: Wir kooperieren eng mit unseren Patient:innen, deren Hausärzt:innen sowie weiteren Fachspezialist:innen.
Wie können Betroffene mit der Diagnose leben – und was können sie selbst tun?
Anpassungen im Lebensstil (Reduktion des Kochsalzkonsums), Gewichtsnormalisierung und Verzicht auf Nikotin wirken sich positiv auf jede Nierenerkrankung aus. Zudem ist die regelhafte Einnahme der gemeinsam besprochenen medikamentösen Therapie sehr wichtig. Die Glomerlunephritis bedarf meist einer mittel- bis langfristigen Therapie und Begleitung.
Wenn die Nierenfilter entzündet sind
Klarheit durch ein persönliches Beratungsgespräch bei Glomerulonephritis
Haben Sie Fragen oder möchten mehr zur Behandlung erfahren? Wir bieten persönliche Beratung und spezialisierte Sprechstunden zur individuellen Betreuung Ihrer Nierenerkrankung.
Fazit: Frühe Diagnose und individuelle Behandlung sind entscheidend – bei uns im Spital Zollikerberg begleiten wir Sie kompetent auf dem Weg zu gesunden Nieren.
Glomerulonephritis ist eine ernst zu nehmende Nierenerkrankung, die frühzeitig erkannt und individuell behandelt werden muss, um bleibende Schäden zu vermeiden. Im Spital Zollikerberg profitieren Patient:innen von modernen Diagnoseverfahren, individuell abgestimmten Therapiekonzepten und einer ganzheitlichen Betreuung – unter der neuen Leitung unseres Chefarztes Dr. med. Robert Schorn und seinem erfahrenen Nephrologie-Team.
Bei ungewöhnlichen Symptomen oder offenen Fragen zögern Sie nicht, ärztlichen Rat einzuholen – denn Ihre Nierengesundheit ist entscheidend für Ihr gesamtes Wohlbefinden.
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