Fokus Gesundheit
4. September 2019
Gesund bleiben! – Damit Sie uns nicht brauchen!
Interview mit Prof. Dr. med. Ludwig Theodor Heuss, Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie

Prof. Dr. med. Ludwig Theodor Heuss ist als Chefarzt Klinik für Inneren Medizin Spital Zollikerberg tätig. Er referierte zum Thema «Gesund bleiben! – Damit Sie uns nicht brauchen» am Mittwoch, 4. September 2019, gemeinsam mit Dr. med. Patrick Muggensturm, Co-Chefarzt Klinik für Innere Medizin Spital Zollikerberg und anderen Mitarbeitenden.
Herr Prof. Dr. Heuss, was raten Sie ganz allgemein um die Gesundheit im Alter aufrechtzuerhalten?
Am wichtigsten ist ein gesunder Lebensstil mit genügend Bewegung, ausgewogener Ernährung und Masshalten, oder besser Weglassen von Genussmitteln. Ausserdem gibt es einzelne Vorsorge-untersuchungen, wie etwa die Darmspiegelung, die sinnvoll sind. Aber Achtung: nicht alles, was angeboten wird ist sinnvoll. Unkritische Check-up beispielsweise sind umstritten.
Wieso ist genügend Bewegung auch im Alter noch so wichtig und wieviel Bewegung ist genug?
Bewegung hilft nicht nur das Gewicht zu halten, sie unterstützt auch eine Vielzahl von Gehirnfunktionen und erhält Selbständigkeit und Geschicklichkeit. Dabei geht es nicht nur ums Muskeltraining, sondern auch um Bewegungsabläufe. Eine der besten Vorsorgen gegen Demenz ist das Tanzen.
Welche Rolle spielt die Ernährung beim gesund bleiben?
Die Ernährung ist insofern wichtig, da wir bei der richtigen Zusammensetzung das Gewicht in Schach halten können. Weltweit ist das Übergewicht einer der gefährlichsten Faktoren für Folgeerkrankungen. Ausser bei den Hochaltrigen, ab 85 Jahren, da wird die Unterernährung und vor allem der Eiweissmangel zum Problem.
Die Anzahl an spezialisierten Ärzten in der Schweiz steigt stetig, wieso ist es dennoch so wichtig, einen Hausarzt zu haben?
Die spezialisierten Ärzte meinen es in ihrem Fachgebiet meist gut, aber manchmal auch zu gut. Generell laufen wir eher Gefahr einer medizinischen Überversorgung zur erliegen. Da braucht es Hausärzte, die auf das wichtige Fokussieren und auch weglassen können.
Wie beurteilen Sie das heutige Gesundheitswesen in der Schweiz?
Wie gesagt: wir haben eher zu viel, als zu wenig und wohin die Reise gehen wird, wissen wir alle nicht. Wir hoffen, dass wir uns die gute und sinnvolle Versorgung der Bevölkerung in der gewohnten Weise noch lange so leisten können. Aber ein kluger Mann hat einmal gesagt: «Das Gesundheitswesen ist wie die Swissair vor dem Grounding…»