Fokus Gesundheit
06.06.2018
Spezialisierte Medizin im Alter und am Lebensende – Einblicke in die Akutgeriatrie und die Palliative Care.
Interview mit Dr. med. Katja Albrecht, Fachärztin für Innere Medizin, speziell Palliativmedizin

Dr. med. Katja Albrecht, Fachärztin für Innere Medizin, speziell Palliativmedizin, ist seit über 5 Jahren als Oberärztin an der Klinik für Innere Medizin am Spital Zollikerberg tätig. Sie referierte zum Thema «Spezialisierte Medizin im Alter und am Lebensende» am Mittwoch, 6.6.2018, gemeinsam mit Ellen Schönherr, Fachärztin für Innere Medizin, speziell Geriatrie am Spital Zollikerberg. Das Interview wurde ein paar Tage nach der Veranstaltung geführt.
Frau Albrecht, an welche Patientinnen und Patienten richtet sich die Palliativmedizin in einem Akutspital?
Dr. med. Katja Albrecht: Die Palliativmedizin richtet sich einerseits an Patientinnen und Patienten mit einer fortschreitender chronischer Grunderkrankung sowie an Patientinnen und Patienten am Lebensende.
Können Sie uns Therapie-Ziele der Palliativmedizin etwas genauer erläutern?
In der Palliativmedizin steht das Lindern von Leiden im Vordergrund. Für Patientinnen und Patienten mit einer deutlich eingeschränkten Lebenserwartung steht die Lebensqualität im Mittelpunkt, nicht die Lebensverlängerung.
Wenn wir die Beschwerden der Patientinnen und Patienten gezielt lindern, können wir zu mehr Lebensqualität beitragen. Eine gute Symptomkontrolle hat vor allem grosse Bedeutung für Palliativpatienten, die vom Spital nach Hause austreten.
Dann bedeutet ein Aufenthalt auf der Spezialisierten Pflegestation also nicht, dass der Tod unausweichlich bevorsteht?
Ein Drittel der Palliativpatientinnen und -patienten verstirbt im Spital, zwei Drittel verlassen das Spital – entweder in das gewohnte Umfeld oder in eine Langzeit-Pflegeeinrichtung wie z. B. ein Hospiz oder ein Pflegeheim.
Was bedeute die qualitépalliative-Zertifizierung der Spezialisierten Pflegestation konkret?
Seit 2016 ist die Palliativstation im Spital Zollikerberg als «Kompetenzzentrum Palliative Care» zertifiziert. Das bedeutet, dass die Abteilung den höchsten schweizerischen Qualitätsnormen entspricht und alle umfangreichen Anforderungen für eine Station der Akut-Palliativmedizin erfüllt sind.
Übernehmen die Krankenkassen die Kosten bei einem Aufenthalt auf der Spezialisierten Pflegestation?
Wir rechnen die Kosten für den gesamten Aufenthalt auf der Pallitivstation inklusive aller Therapien mit den Krankenkassen standardisiert ab und die Kosten werden von den jeweiligen Krankenkassen übernommen.
Welche Rolle spielen Haustiere auf der Spezialisierten Pflegestation?
Wir erleben immer wieder, dass Patientinnen und Patienten am Lebensende den Wunsch haben, ihrem Hund oder ihrer Katze nochmals begegnen zu können. Palliativpatienten im Spital Zollikerberg dürfen deswegen nach Absprache mit dem Abteilungsteam ihre Haustiere mit in das Patientenzimmer nehmen, um ihnen nochmals nahe zu sein.
Unser Therapiehund Chico, der jede Woche auf die Abteilung zu den Palliativpatienten kommt, erzeugt auch eine sehr positive Resonanz. Er stellt für viele Patientinnen und Patienten eine kurze, willkommene Ablenkung dar im Spitalalltag.
Müssen die Patientinnen und Patienten ihre Verlegung in ein Hospiz oder ein Pflegeheim selbst organisieren, falls nach ihrem Aufenthalt auf der Spezialisierten Pflegestation eine Rückkehr in die eigenen vier Wände nicht mehr möglich ist?
Zu unserem interprofessionellen Team auf der Palliativstation gehört auch die Sozialberatung. In Rundtischgesprächen finden wir in Rücksprache mit den Angehörigen die bestmögliche, individuelle Unterbringung für den Patienten oder die Patientin. Sollte ein Austritt nach Hause nicht möglich sein, organisiert die Sozialberatung einen Übertritt in ein Hospiz oder in ein Pflegeheim, so dass stets ein direkter Übergang gewährleistet ist.