Fokus Gesundheit
26.09.2016
Eierstockkrebs – ist bald Vorsorge möglich?
Der seltene, aber heimtückische Eierstockkrebs wird meist sehr spät erkannt.

Nur eine von 100 Frauen erkrankt im Lauf ihres Lebens an Eierstockkrebs, das Risiko ist damit zehnmal kleiner als bei Brustkrebs. Doch die Betroffenen wissen oft lange nichts von ihrer Erkrankung, denn in der freien Bauchhöhle kann sie sich unbemerkt ausbreiten. Dazu kommt eine weitere Schwierigkeit: Die Symptome sind, wenn sie denn auftreten, sehr unspezifisch. Vielleicht macht sich ein starkes Völlegefühl bemerkbar, die Stuhlgewohnheiten ändern sich, oder man hat unspezifische Schmerzen im kleinen Becken. Oft wird die Diagnose erst gestellt, wenn der Tumor stark auf andere Organe drückt oder Wassereinlagerungen den Bauchumfang zunehmen lassen. Und dann? Ist dann alles zu spät und keine Behandlung mehr möglich? Weit gefehlt, meint die Chefärztin für gynäkologische Onkologie am Spital Zollikerberg, Dr. med. Monika Bamert. «Eierstockkrebs ist zwar eine garstige Krankheit, aber sehr wohl behandelbar», sagt die erfahrene Fachärztin, zu deren Arbeitsschwerpunkten gynäkologische Tumorchirurgie gehört.
Auch in fortgeschrittenem Stadium gibt es Heilungschancen
Erhärtet sich bei einer Patientin der Verdacht auf Eierstockkrebs, so macht Bamert einen chirurgischen Eingriff, bei dem sie während der Operation entscheidet, was sinnvollerweise getan werden muss. «Wichtig ist, dass man möglichst alles erwischt. Wenn das nicht möglich ist, entferne ich ganz sicher die grossen Tumorherde, damit die nachfolgende Chemotherapie gut anschlagen kann.» Wenn alles entfernt werden kann und sich der Krebs noch nicht im ganzen Bauchraum ausgebreitet hat, seien die Heilungschancen durchaus gegeben, meint Bamert weiter. «Sogar von Patientinnen mit Eierstockkrebs in einem fortgeschrittenen Stadium würden immerhin knapp 30 Prozent über Jahre rückfallfrei bleiben. Voraussetzung ist allerdings ein optimal ausgeführter chirurgischer Eingriff». Standardmässig werden erfahrene Onkologen und Chirurgen vom Spital Zollikerberg bereits vor der Operation beigezogen. «Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist uns generell wichtig», sagt Bamert. «Aber gerade bei der Behandlung von Eierstockkrebs ist sie von entscheidender Bedeutung, weil ja im Bauchraum verschiedene Organe betroffen sein können.»
Neue Erkenntnisse könnten Vorsorge ermöglichen
Eierstockkrebs tritt meist nach den Wechseljahren auf. Die Krankheit wird zwar intensiv erforscht, dennoch liegt in Bezug auf Früherkennung und Prävention noch einiges im Dunkeln. Neuere Studien lassen jedoch immerhin aufhorchen. «Es gibt Anzeichen dafür, dass Eierstockkrebs in manchen Fällen nicht im Eierstock selbst entsteht, sondern im Eileiter», sagt Bamert. Daraus ergebe sich eine Möglichkeit zur Vorsorge: «Bei bestimmten Frauen mit erhöhtem Risiko, könnte man die Eileiter im Rahmen eines Baucheingriffs, der aus anderen Gründen erfolgt, vorsorglich entfernen. Auch eine Unterbindung könnte entsprechend modifiziert werden.» In Bezug auf die Behandlung von Eierstockkrebs sind ebenfalls Fortschritte zu verzeichnen: Dank präziserer chirurgischer Eingriffe und neuer Medikamente verbessert sich die Prognose für betroffene Frauen kontinuierlich.
Artikel erschienen im Küsnachter, am 6. November 2014; 2016 überarbeitet und aktualisiert