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Aktuelles

Hospital at Home: Chancen nutzen, Herausforderungen meistern

Christian Ernst

Christian Ernst

8. Oktober 2024

lesezeit

5 min

Christian Ernst, Projektleiter des Hospital-at-Home-Angebots «Visit – Spital Zollikerberg Zuhause®» und Gwen Gehrecke, Pflegeexpertin, sprechen im Interview über die Chancen und Herausforderungen der Akutversorgung in der vertrauten Umgebung und über ihre Erwartungen an den kommenden Kongress, der am 8. November 2024 in der Gesundheitswelt Zollikerberg stattfindet.

Christian, Gwen, wie verändert Hospital at Home die Gesundheitsversorgung für Patientinnen und Patienten und was begeistert euch persönlich besonders an diesem Ansatz?

Christian Ernst: Aus meiner Sicht bietet Hospital at Home die Möglichkeit, ergänzend zu den bestehenden Strukturen in der Schweiz eine völlig neue Versorgungsform einzuführen. Diese neue Art der Patientenversorgung bietet zahlreiche Vorteile und Chancen, die momentan aufgrund verschiedener Faktoren noch nicht ausgeschöpft werden. Persönlich begeistert mich das positive Feedback, das wir von sehr vielen Seiten für dieses Projekt erhalten.  

Gwen Gehrecke: Für mich entwickelt sich diese Art der Gesundheitsversorgung hin zum Menschen. Der personenzentrierte Ansatz erhält einen neuen Stellenwert. In der Pflege geht es häufig darum, die Bedürfnisse der Patient:innen zu erkennen und ihnen zu helfen, mit gesundheitlichen Themen besser umgehen und manchmal auch damit leben zu können. Diese individuellen Bedürfnisse können im häuslichen Umfeld – auch in Akutsituationen – viel präziser betrachtet werden. Es gibt Patient:innen die Möglichkeit, in einer vertrauten Umgebung unterstützt zu werden, was für den Heilungsprozess von unschätzbarem Wert ist. 

Krankenschwester kümmert sich um ältere Patientin im Krankenhausbett.

Unser Hospital-at-Home-Angebot

Mit unserem Zusatzangebot «Visit – Spital Zollikerberg Zuhause®» bieten wir Ihnen eine gleichwertige stationäre Behandlung in Ihren eigenen vier Wänden an. Um die Betreuung im Hospital at Home kümmert sich ein interdisziplinäres Team unseres Spitals, bestehend aus Ärztinnen und Ärzten sowie speziell geschulten Pflegefachpersonen.

Welche Herausforderungen und Chancen seht ihr bei der Umsetzung von «Visit – Spital Zollikerberg Zuhause®»?

Christian Ernst: Aus Projektleitungssicht ist die Entwicklung einer langfristig tragbaren Finanzierung eine der grössten Herausforderungen. Die unterschiedlichen Ansprüche der verschiedenen Interessensgruppen zu erfüllen, ist mitunter nicht einfach. Einerseits müssen wir nachweisen, dass die Qualität gleich hoch ist, wenn nicht sogar besser als bei einem regulären Spitalaufenthalt. Andererseits sollte diese Versorgung auch kostengünstiger werden. Genau hier liegt jedoch die grösste Chance des Hospital-at-Home-Projekts: Im besten Fall können wir eine qualitativ hochwertige Versorgung zu einem langfristig günstigeren Preis anbieten. 

Gwen Gehrecke: Es gibt immer verschiedene Lösungen, das ist das Schöne an dem Modell. Was mich an unserem Ansatz im Visit begeistert, ist die interprofessionelle Zusammenarbeit. Durch die enge Vernetzung von Wissen und Expertise aus unterschiedlichen Bereichen wird die Behandlung für Patient:innen meiner Meinung nach wertvoller. Pflegende und Ärzteschaft arbeiten in meinen Augen nicht nebeneinander her, sondern miteinander, um gemeinsam die bestmögliche Versorgung zu bieten.

Welche Ziele verfolgt der Hospital-at-Home-Kongress am 8. November 2024? 

Christian Ernst: Wir wollen mit dem Kongress das Thema in der Schweiz noch tiefer verankern. Er soll einen breiten Einblick in das spannende Feld dieser Art der interprofessionellen Patientenversorgung geben. Zudem soll der Kongress die Möglichkeit zur Vernetzung der Interessensgruppen schaffen.  

Gwen Gehrecke: Der Kongress bringt Interessierte aus der Schweiz zusammen, um voneinander zu lernen und die Idee von Hospital at Home weiter zu verbreiten. Er bietet eine Plattform zum Austausch von Erfahrungen und Visionen. Zudem ermöglicht er es, die politischen und praktischen Rahmenbedingungen zu diskutieren, die notwendig sind, um das Hospital-at-Home-Modell in der Schweiz erfolgreich zu etablieren.

Welche Möglichkeiten haben die Teilnehmenden, um ihre eigenen Erfahrungen und Fragen einzubringen?

Christian Ernst und Gwen Gehrecke: Neben den spannenden Referaten sind Podiumsdiskussionen, verschiedene Workshops und Pausen eingeplant, um Raum für den Austausch zu schaffen. Die Teilnehmenden können aktiv Fragen stellen und ihre eigenen Erfahrungen einbringen. Es ist uns wichtig, dass dieser Kongress auch ein interaktiver Ort des Lernens und Vernetzens ist.

Ältere Frau in einem Schlafanzug öffnet eine Tür und blickt überrascht.

Erster Hospital-at-Home-Kongress in der Schweiz

Wir laden Sie herzlich zum ersten Hospital-at-Home-Kongress in der Schweiz ein. Unter dem Leitgedanken «Ein neues, spitaläquivalentes Behandlungskonzept für die Schweiz» treffen sich Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland, um über die Zukunft der Gesundheitsversorgung in der Schweiz zu diskutieren. Nutzen Sie die Gelegenheit, Teil einer inspirierenden Plattform zu werden. Der Anmeldeschluss ist der 20. Oktober 2024.

Und worauf freut ihr euch persönlich am meisten in Bezug auf den Kongress?

Christian Ernst: Ich freue mich sehr, verschiedene Perspektiven aufzeigen zu können und neue, interessierte Personen kennenzulernen. Wir sollten uns bei diesem Ansatz nicht auf die einzelnen Projekte fokussieren, sondern gemeinsam möglichst im Schulterschluss dieses spannende System weiterentwickeln. Der Kongress wird dabei ein wichtiges Puzzleteil sein.

Gwen Gehrecke: Ich freu mich auf die Vielfalt an Perspektiven, die gemeinsamen Diskussionen und die spürbare Begeisterung für das Thema «Hospital at Home». Es wird eine tolle Gelegenheit sein, sich mit Expert:innen und Interessierten auszutauschen und wertvolle Impulse für die Zukunft der Gesundheitsversorgung zu sammeln. 

Portraitfoto von Christian Ernst

Christian Ernst

Klinikleitung Klinik für Innere Medizin, Spitalleitung

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