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Ratgeber

Mehr als nur Rückenschmerzen – moderne Wirbelsäulenmedizin am Spital Zollikerberg

Dr. med. Beat Wälchli

Dr. med. Beat Wälchli

5. September 2025

lesezeit

5 min

Rückenschmerzen zählen zu den häufigsten gesundheitlichen Beschwerden – doch nicht jede Diagnose macht eine Operation notwendig. Dr. Beat Wälchli, Chefarzt und Leiter der Klinik für Wirbelsäulenchirurgie am Spital Zollikerberg, spricht im Interview über den interdisziplinären Behandlungsansatz, die Bedeutung einer sorgfältigen Indikationsstellung und darüber, warum Teamarbeit und der Blick auf den ganzen Menschen im Zentrum stehen.

Herr Dr. Wälchli, Sie vereinen Facharzttitel in Orthopädischer Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparates mit einer Ausbildung in Chiropraktik. Wie beeinflusst diese Kombination Ihre Sichtweise auf die Wirbelsäulentherapie?

Als Chiropraktor kenne ich die Grenzen sowohl konservativer als auch operativer Behandlungen. Das hilft mir bei der Einschätzung, ob eher eine Operation oder eine konservative Therapie sinnvoll ist. Grundsätzlich versuche ich als erstes immer, die Beschwerden mit konservativen Massnahmen zu behandeln – falls diese Optionen nicht bereits ausgeschöpft wurden.

Sie leiten den interdisziplinären Schwerpunkt für Wirbelsäulenchirurgie am Spital Zollikerberg. Was macht diesen Ansatz aus – und welchen Mehrwert bringt er für Ihre Patientinnen und Patienten?

Als eigenständige Abteilung sind wir eng mit anderen Kliniken vernetzt. Oft geht es darum zu beurteilen, ob Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen oder nach Unfällen konservativ oder chirurgisch behandelt werden müssen. Deshalb arbeiten wir mit der Chirurgischen und Medizinischen Klinik eng zusammen. Die Zusammenarbeit mit der Radiologischen Klinik ermöglicht es uns, Abklärungen und Interventionen ohne lange Wartefristen in Haus durchführen zu lassen.

In welchen Fällen ist eine Operation wirklich notwendig, und wo sehen Sie die Stärken konservativer Behandlungswege wie Chiropraktik oder Physiotherapie?

Unser Ziel ist es immer, Operationen zu vermeiden. Konservative Methoden wie Physiotherapie, Chiropraktik oder Infiltrationen sind sehr wirkungsvoll. Operiert wird, wenn schwerwiegende Lähmungen drohen oder das Rückenmark eingeengt ist oder auch, wenn der schmerzbedingte Leidensruck für den Betroffenen zu belastend ist. In seltenen Notfällen – etwa bei Rückenmarkskompressionen oder wenn Patientinnen und Patienten die Blase nicht mehr entleeren können – muss dringend operiert werden.

Viele Menschen mit chronischen Rückenschmerzen haben auch Ängste vor einem Eingriff. Wie gelingt es Ihnen, Vertrauen zu schaffen?

Das Wichtigste ist, die Patientinnen und Patienten ernst zu nehmen. Auch wenn Beschwerden für uns banal klingen, sind sie für die Betroffenen real und belastend. Wir suchen gemeinsam nach Ursachen und besprechen alle Optionen. Am Ende entscheidet immer der Patient, welchen Weg er gehen möchte. Und selbst bei hochbetagten Menschen lohnt sich oft ein Eingriff, wenn ein klarer Befund vorliegt und der Allgemeinzustand gut ist.

Was unterscheidet die Wirbelsäulenchirurgie am Spital Zollikerberg von anderen Angeboten?

Wir sind ein kleines, eingespieltes Team aus drei Fachärzten. Schwierige Fälle besprechen wir gemeinsam, und ich selbst begleite praktisch alle Patientinnen und Patienten. Diese enge und persönliche Betreuung ist ein grosses Plus und eine starke Motivation für mich.

Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit Orthopädie, Schmerztherapie, Physiotherapie und Chiropraktik?

Sehr wichtig. Die meisten Patientinnen und Patienten haben bereits konservative Therapien hinter sich. Nach einem Eingriff sind wir wiederum auf die Kolleginnen und Kollegen angewiesen, vor allem auf die Physiotherapie, um eine erfolgreiche Rückkehr in den Alltag zu ermöglichen.

Welche Entwicklungen in Technik und Teamarbeit halten Sie für besonders relevant?

Die Technik entwickelt sich rasant. Navigation und Robotik werden die Wirbelsäulenchirurgie noch sicherer machen. Zudem erreichen wir durch minimalinvasive Methoden wie die Endoskopie hervorragende Ergebnisse mit kleinen Schnitten – eine Methode, die wir am Spital Zollikerberg seit 2007 erfolgreich einsetzen.

Portraitfoto

Dr. med. Beat Wälchli

Chefarzt, Klinikleitung Klinik für Wirbelsäulenchirurgie

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