Die ersten Schritte im Leben: Einblick in die Arbeit auf unserer Maternité
30. Dezember 2024
8 min
Meenu Thattil, Teamleiterin der Maternité-Abteilung im Spital Zollikerberg, beschreibt ihre erfüllende Arbeit, bei der sie Eltern und Neugeborene in emotionalen und herausfordernden Momenten unterstützt und begleitet. Zudem berichtet sie von einer ganz besonderen Begegnung, die sie geprägt hat.
Wieso haben Sie sich für die Arbeit als Pflegerin entschieden und warum auf der Maternité?
Als Dipl. Pflegefachfrau auf der Maternité habe ich die Möglichkeit, das Leben anderer Menschen direkt zu beeinflussen, indem ich Eltern und ihre Neugeborenen nach der Geburt begleite. Es ist für mich eine bereichernde und bedeutsame Erfahrung, in einem so sensiblen und freudigen Moment präsent sein zu dürfen.
Meine Aufgaben sind zudem sehr vielseitig und spannend. Die Mischung aus medizinischer Expertise, praktischer Betreuung und emotionaler Unterstützung fordert mich täglich heraus und lässt mich wachsen. Dabei arbeite ich eng mit Gynäkologen, Kinderärzten, Hebammen, Stillberaterinnen und anderen Pflegekräften zusammen – die Teamarbeit bereichert mich und schafft ein starkes Gemeinschaftsgefühl.
Jeden Tag lerne ich dazu, sei es durch neue medizinische Entwicklungen oder den Umgang mit stressigen Situationen. Das hilft mir nicht nur beruflich, sondern auch persönlich, ruhig und kompetent zu bleiben. Es erfüllt mich, Frauen und ihre:n Partner:in in einer der emotionalsten und körperlich herausforderndsten Erfahrungen ihres Lebens zur Seite zu stehen und sie zu unterstützen, eine enge Bindung zu ihrem Neugeborenen aufzubauen. Das gibt mir das Gefühl, wirklich etwas zu bewirken und über den Krankenhausaufenthalt hinaus eine positive Wirkung zu haben.
Wie sah Ihr Ausbildungsweg aus und wie sind Sie ins Spital Zollikerberg gelangt?
Mein Ausbildungsweg begann mit einer Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit, die ich im Waidspital absolvierte, begleitet von der Berufsmatura. Dadurch konnte ich bereits wertvolle Praxiserfahrungen im Gesundheitswesen sammeln. Im Anschluss entschied ich mich, meinen Bachelor in Pflege zu machen, um mein Wissen und meine Fähigkeiten weiter zu vertiefen.
Während meines Studiums hatte ich die Gelegenheit, verschiedene Praktika zu absolvieren, darunter auch eines auf der Maternité. Diese Erfahrung hat mich besonders begeistert, da ich dort meine Leidenschaft für die Arbeit mit werdenden Müttern und Neugeborenen entdeckte. Nach meinem Bachelor-Abschluss wusste ich, dass ich mich in diesem Bereich spezialisieren möchte, weshalb ich mich gezielt für eine Stelle im Spital Zollikerberg auf der Maternité beworben habe.
Wie lange arbeiten Sie schon im Spital Zollikerberg und welche weiteren Karriereschritte sind noch geplant?
Seit Februar 2020, zunächst als Dipl. Pflegefachfrau und später als Fachexpertin. Ich habe vor, eine Weiterbildung in Health Care Management und Leadership zu machen, um meine Kompetenzen weiter auszubauen. Mein Ziel ist es, künftig mehr Verantwortung im Leitungsbereich zu übernehmen.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit am besten?
Mir gefällt besonders, dass ich Familien in einer der schönsten und zugleich herausforderndsten Phasen ihres Lebens unterstützen kann. Es ist unglaublich schön zu sehen, wie das Bonding zwischen den Eltern und ihrem Neugeborenen funktioniert und wie ich mit meiner Pflege, Beratung und emotionalen Unterstützung dazu beitragen kann.
Besonders schätze ich die Mischung aus medizinischer Fachkompetenz und zwischenmenschlicher Betreuung. Jede Familie und jedes Baby ist einzigartig, was die Arbeit sehr abwechslungsreich macht. Die Zusammenarbeit im Team, sei es mit Hebammen oder Ärzten, und die Möglichkeit, mich kontinuierlich weiterzuentwickeln, sind ebenfalls Aspekte, die ich an meiner Arbeit sehr schätze. Es ist mir eine grosse Freude, Teil dieser besonderen Momente zu sein.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Sie aus?
Ein typischer Arbeitstag als Dipl. Pflegefachfrau auf der Maternité ist vielseitig und oft unvorhersehbar, da nicht alle Geburten nach einem festen Zeitplan verlaufen. Es gibt jedoch eine gewisse Struktur, die hilft, den Tag zu organisieren und sicherzustellen, dass die Patientinnen gut betreut werden. Ein Überblick über die wesentlichen Aufgaben kann ich hier geben:
Unsere Gynäkologie
Gynäkologische Angebote im Spital Zollikerberg
Suchen Sie eine Frauenärztin oder einen Frauenarzt direkt bei Zürich? Unsere Gynäkologie behandelt Sie in allen Fachbereichen der Frauenheilkunde. Dazu gehören die Geburtshilfe genauso wie Beratungen bei Kinderwunsch, Vorsorgeuntersuchungen oder Abklärungen bei Brusterkrankungen. Unsere Fachärztinnen und Fachärzte arbeiten rund um die Uhr und bei Bedarf gerne mit weiteren Spezialistinnen und Spezialisten zusammen.
Wo liegen Herausforderungen, die Ihnen begegnen?
Die Arbeit bringt mehrere Herausforderungen mit sich. Dazu gehört, auf die unterschiedlichen körperlichen und emotionalen Bedürfnisse der Mütter individuell einzugehen und Stillprobleme mit Geduld zu begleiten. Der Alltag kann hektisch sein, wodurch es wichtig ist, Aufgaben gut zu organisieren und trotzdem jede Familie persönlich zu betreuen. Emotionale Belastungen, etwa durch Komplikationen bei Mutter oder Kind, gehören ebenfalls dazu. Zusätzlich erfordert die Arbeit oft diplomatische Kommunikation bei familiären Spannungen und schnelles Handeln bei medizinischen Notfällen. Diese Herausforderungen fördern jedoch auch persönliches und professionelles Wachstum.
Ein konkretes Beispiel, das mir immer wieder begegnet, ist folgende Situation:
Eine frischgebackene Mutter kommt nach einem Kaiserschnitt auf die Station. Sie hat starke Schmerzen, wirkt erschöpft und ist emotional überfordert. Zusätzlich hat sie Schwierigkeiten beim Stillen, da das Baby Probleme hat, die Brust richtig zu erfassen. Die Mutter ist frustriert und beginnt an sich selbst zu zweifeln, was die Situation für sie noch belastender macht.
In diesem Moment ist es meine Aufgabe, zunächst sicherzustellen, dass sie medizinisch gut versorgt ist. Ich überprüfe ihre Wunde und versorge sie, passe die Schmerzmedikation an und stelle sicher, dass sie sich körperlich stabil fühlt. Gleichzeitig helfe ich ihr beim Stillen. Ich zeige ihr verschiedene Stillpositionen, die für sie nach einem Kaiserschnitt bequemer sind, und gebe ihr praktische Tipps, wie sie das Baby besser stillen kann. Dabei ermutige ich sie immer wieder und versuche, den Druck herauszunehmen, damit sie sich nicht noch mehr stresst.
Genauso wichtig ist es, der Mutter emotionalen Beistand zu leisten. Ich setze mich ruhig zu ihr, höre ihr zu und nehme ihre Sorgen ernst. Ich erkläre ihr, dass es völlig normal ist, wenn das Stillen anfangs schwierig ist, und dass viele Mütter ähnliche Herausforderungen haben. Durch diese Gespräche kann ich ihr das Gefühl geben, dass sie nicht alleine ist und dass sie die Situation meistern wird.
Neben der Betreuung der Mutter muss ich auch die Zeit im Auge behalten, da ich weitere Patientinnen betreue. Es ist eine Herausforderung, die Bedürfnisse aller gerecht zu werden, ohne jemanden zu vernachlässigen. Deshalb setze ich Prioritäten und sorge dafür, dass jede Mutter die Unterstützung bekommt, die sie gerade benötigt.
Diese Situation zeigt, wie anspruchsvoll und gleichzeitig erfüllend meine Arbeit sein kann, da ich nicht nur medizinische Versorgung leiste, sondern auch emotionale Unterstützung biete und den Alltag gut organisieren muss.
Gibt es ein besonderes Erlebnis, das Sie während Ihrer Arbeit berührt hat?
Ein besonders berührendes Erlebnis hatte ich mit einer Patientin, die einen Not-Kaiserschnitt benötigte, und deren Kind aufgrund schwerer Komplikationen direkt ins Kinderspital verlegt werden musste. Ich war von Anfang an für sie zuständig und betreute sie und ihren Partner täglich bis zu ihrem Austritt. Während dieser Zeit konnte ich eine vertrauensvolle Beziehung zu beiden aufbauen.
Besonders wichtig war es mir, der Patientin ihre kleinen Fortschritte immer wieder bewusst zu machen und sie dadurch zu ermutigen. Ich gab ihr Raum, um sich auszuruhen, wenn sie es brauchte, und war da, wenn sie reden wollte.
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