Zum Hauptinhalt springen
Ratgeber

Gut sehen im Alter

Prof. Dr. med. Matthias Becker

Prof. Dr. med. Matthias Becker

12. Oktober 2023

lesezeit

8 min

In unserem exklusiven Interview mit Herrn Prof. Becker, Chefarzt Augenzentrum Zollikerberg, teilen wir wertvolle Tipps zur Augengesundheit im Alter.

Herr Prof. Becker, was raten Sie ganz allgemein, um die Gesundheit der Augen im Alter aufrechtzuerhalten?

Um die Augen gesund zu halten sind die allgemeinen Gesundheitsempfehlungen wie gesunde Ernährung, viel Bewegung, nicht Rauchen usw. auch hier wichtig. Ausserdem empfehle ich allen älteren Menschen regelmässige augenärztliche Vorsorgeuntersuchungen. Viele Augenerkrankungen verlaufen lange Zeit völlig asymptomatisch, schädigen aber die Augen bereits irreversibel (z. B. Grüner Star oder Makuladegeneration). Eine rechtzeitig eingeleitete Behandlung kann oftmals das Voranschreiten der Krankheit stoppen oder zumindest deutlich verlangsamen. Bei jeder Form von akuten Sehstörungen sollten die Augen schnellstmöglich augenfachärztlich untersucht werden.

Kann man die Augen trainieren? Besteht die Möglichkeit, bereits im jüngeren Alter vorbeugende Massnahmen im Alltag zu treffen?

«Gesunde Augen spürt man nicht.» - wir nehmen die Sehkraft unserer Augen, über die wir 80 Prozent unserer Umwelt wahrnehmen, oftmals viel zu selbstverständlich. Tragen Sie Sorge um dieses geschenkte Wunderwerk der Natur. Tragen Sie Ihre Augen wie ein rohes Ei vor sich her und tun Sie alles, damit sich Ihre Augen wohl fühlen. Tragen Sie immer die bestmögliche Brillenkorrektur, machen Sie beim Lesen oder der Computerarbeit regelmässige Pausen, schauen Sie in den Pausen zur Entlastung in die Ferne oder schliessen Sie für einen längeren Moment die Augen. «Hören» Sie auf Ihre Augen! Die Augen geben Ihnen genügend Signale, was ihnen gut und eben nicht guttun.

Wie äussert sich der graue Star in der Regel? Ab wann ist eine Katarakt-Operation unumgänglich?

Es gibt viele verschiedene Starformen. In jedem Lebensalter kann eine Linsentrübung auftreten. Am häufigsten jedoch ist der Graue Star bei älteren Menschen. Die typischsten Symptome sind zunehmendes Verschwommensehen, auffallende Änderung der Brillenwerte, verminderte Farbwahrnehmung («Gelbstich») und vermehrte Blendempfindlichkeit.

Wie sorgsam gehen die Leute in der Regel mit ihren Augen um? Können Sie Beispiele nennen?

Klassisches Beispiel: stark kurzsichtiger Patient, war noch nie beim Augenarzt und war auch nicht darüber informiert, dass Kurzsichtigkeit ein Risikofaktor für eine Netzhautablösung ist. Vor einigen Wochen trat eine Sehstörung in einem Auge auf, die von ihm ignoriert wurde («vergeht schon wieder…»). Seit zwei Wochen ist das Lesen auf dem Auge nicht mehr möglich. Im Freundeskreis wird er zu einem Untersuch beim Augenarzt gedrängt. Dieser schickt den Patienten direkt zu uns. Diagnose: Netzhautablösung. Diese muss man operieren. Die Sehkraft des Auges erholt sich aber leider nur noch bis auf ca. 40 Prozent, weil die Netzhautablösung viel zu lange vor der Operation bestanden hat. Ist ein Sehverlust nach einer Netzhautablösung aufgetreten, muss man diese nämlich in einem Zeitfenster von ca. 48 Stunden operieren, um eine 100-prozentige Sehkraft wieder herstellen zu können.

Verschlechtert die Nutzung von Smartphones, Tablets, Laptops usw. das Sehvermögen wirklich?

Die heutigen Monitorsysteme schädigen die Augen nicht. Aber auch hier sollten Sie Pausen usw. einlegen, wie oben erwähnt.

Die Anzahl an spezialisierten Ärzten in der Schweiz steigt stetig, wieso ist es dennoch so wichtig, einen eigenen Augenarzt zu haben, den man regelmässig aufsucht? Wie unterscheidet sich das Augenzentrum Zollikerberg von einer gewöhnlichen Augenarztpraxis?

Jeder Mensch sollte «seine» Augenärztin oder «seinen» Augenarzt haben, wie einen Hausarzt, Zahnarzt oder Frauenarzt. Damit meine ich eine Ansprechperson, die mich und meine Augen kennt, zu der ich Vertrauen habe und die ich schnell aufsuchen kann, wenn ein Problem auftritt. Einfach im Sinne eines etablierten Netzwerks. Die meisten Untersuchungen kann man problemlos dort in der Praxis durchführen lassen. Es gibt durchaus mal komplexere Augenkrankheiten, für die man an eine Spezialklinik für aufwändigere Zusatzuntersuchungen mit interdisziplinärer Anbindung an die angrenzenden Fachgebiete überwiesen werden muss. Je enger solche Spezialambulanzen dann mit der jeweiligen Praxis verbunden sind, desto besser ist der Informationsfluss für die Patienten. Dieser ist entscheidend für den Behandlungserfolg. Am Augenzentrum Zollikerberg können wir auf ein umfassendes Spektrum an Spezialisten der Augenklinik Triemli und alle interdisziplinären Spezialambulanzen am Standort Triemli zurückgreifen. Die Spezialisten führen zum Teil auch Sprechstunden am Zollikerberg durch, sodass Sie Ihre Chirurgin oder Ihren Chirurgen bereits kennen, falls eine komplexe Operation notwendig werden sollte, die nicht am Spital Zollikerberg angeboten werden kann. Das Stadtspital Waid und Triemli sowie das Spital Zollikerberg sind eines der modernsten Spitäler der Schweiz. Falls eine Operation oder ein stationärer Aufenthalt für Ihre Augen notwendig werden sollte, können wir sie nahtlos weiterbehandeln. Ich bin mir sicher, dass Sie sie sich bei uns wohlfühlen werden.

Portraitfoto von Prof. Dr. med. Matthias Becker

Prof. Dr. med. Matthias Becker

Chefarzt, Augenzentrum Zollikerberg

Beitrag teilen

Weitere Beiträge

Arzt mit einem Knochenmodell im Gespräch mit einer Patientin in einer hellen Praxis.

Ratgeber

Interview zum Informationsanlass «Der Beckenboden im Wandel des Lebens»

Zu unserem vergangenen öffentlichen Publikumsanlass zum Thema «Der Beckenboden im Wandel des Lebens» haben unsere vortragenden Ärzte und Therapeutinnen die wichtigsten Informationen ihres Referats zusammengefasst und weitere Tipps und Tricks im Umgang mit Beckenbodenbeschwerden in unserem neusten Interview verraten.

Neugeborenes schläft friedlich eingewickelt in eine weiße Decke.

Ratgeber

Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS) und Kinderwunsch

Frauen mit PCOS haben oft Schwierigkeiten, schwanger zu werden und der Kinderwunsch wird häufig zu einer herausfordernden Reise. Doch trotz der Hindernisse gibt es Hoffnung und Optionen für Frauen, die sich ihren Traum von einer Schwangerschaft erfüllen möchten. Um mehr Einblick in das Thema PCOS und Kinderwunsch zu erhalten, haben wir uns mit Dr. med. Roland Braneti, Leitender Arzt unseres Kinderwunschzentrums und gynäkologische Endokrinologie in der Frauenklinik, des Spitals Zollikerberg, unterhalten.

Lächelnder Arzt in weißem Kittel vor unscharfem Hintergrund.

Ratgeber

Hinter den Kulissen des polyzystischen Ovarialsyndroms (PCOS): Eine der häufigsten, aber wenig bekannten Hormonstörungen bei Frauen

Das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) oder auch PCO-Syndrom genannt, ist eine häufige hormonelle Störung, die Millionen von Frauen weltweit betrifft. Laut neusten Daten sind etwa 10 bis 13 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter davon betroffen. Von unregelmässigen Perioden bis hin zu Fruchtbarkeitsproblemen kann PCOS eine Vielzahl von Herausforderungen mit sich bringen. Doch trotz seiner Verbreitung bleibt PCOS oft ein rätselhaftes und missverstandenes Gesundheitsproblem. Um die Fakten von den Mythen zu trennen und ein umfassenderes Verständnis für PCOS zu entwickeln, haben wir uns mit Dr. med. Roland Braneti, Leitender Arzt unseres Kinderwunschzentrums und gynäkologische Endokrinologie in der Frauenklinik, zusammengesetzt.