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Ratgeber

Endometriose: Diagnostik und Therapiemöglichkeiten

Dr. med. Dimitrios Chronas

Dr. med. Dimitrios Chronas

6. November 2024

lesezeit

6 min

Am kürzlich stattgefundenen öffentlichen Publikumsanlass im Spital Zollikerberg zum Thema Endometriose, haben Dr. med. Dimitrios Chronas, Chefarzt und Klinikleiter Frauenklinik, und PD Dr. med. Daniela Paepke, Oberärztin mb Frauenklinik, ZIMT, BrustCentrum Zürich, Bethanien & Zollikerberg, Einblicke in die Diagnostik und Therapiemöglichkeiten der Medizin und der integrativen Medizin gegeben. Die wichtigsten Erkenntnisse des Anlasses fassen unsere Expert:innen hier noch einmal zusammen. 

Was ist Endometriose und welche Beschwerden und Symptome können damit einhergehen?

Endometriose ist eine hormonabhängige Erkrankung, bei der Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, ausserhalb der Gebärmutterhöhle wächst. Es tritt vor allem im Bauchraum auf, meist am Bauchfell oder an den Eierstöcken. Wenn das Endometriose-Gewebe in der Muskelwand der Gebärmutter selbst wächst, spricht man von Adenomyose. Endometriose bringt verschiedene Beschwerden und Symptome mit sich, darunter:

  • Schmerzen: Diese treten oft während der Menstruation auf, aber auch beim Geschlechtsverkehr, beim Wasserlassen oder Stuhlgang.
  • Chronische Schmerzen: Mit der Zeit können sich die Schmerzen zu einem ständigen Begleiter entwickeln.
  • Unfruchtbarkeit: Viele betroffene Frauen haben Schwierigkeiten, schwanger zu werden.
  • Unspezifische Symptome: Endometriose kann auch eine Vielzahl unspezifischer Symptome hervorrufen, die nicht immer eindeutig zuzuordnen sind. Dazu gehören beispielsweise Verdauungsbeschwerden oder diffuse Schmerzen auch ausserhalb des Bauchraums im Sinne von Schmerzausstrahlung.

Ab welchem Alter sind Frauen von Endometriose nicht mehr betroffen?

Endometriose betrifft meist Frauen im gebärfähigen Alter, das heisst von der Pubertät bis zu den Wechseljahren. Mit den Wechseljahren sinkt der Hormonspiegel stark ab, was das Wachstum von Endometriose-Gewebe in der Regel stoppt. Daher sind Frauen nach den Wechseljahren normalerweise nicht mehr betroffen.

Wie häufig ist Endometriose und was sind Risikofaktoren?

Etwa 10 bis 15 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter sind von Endometriose betroffen. Bei Frauen, die Schmerzen oder Schwierigkeiten haben, schwanger zu werden, kann der Anteil sogar bis zu 50 Prozent betragen. Wie Endometriosen entsteht, ist noch nicht geklärt, aber es gibt bestimmte Risikofaktoren:

  • eine sehr frühe erste Menstruation
  • kurze Menstruationszyklen
  • starke Menstruationsblutungen
  • familiäre Vorbelastung wie beispielsweise Verwandte, die ebenfalls betroffen sind
  • hormonelle Ungleichgewichte

Publikumsanlass Endometriose

Vortrag verpasst? Sehen Sie sich die Aufzeichnung an.

Im Oktober hat im Spital Zollikerberg der gut besuchte Publikumsanlass «Endometriose im Fokus» stattgefunden. Dr. med. Dimitrios Chronas, Chefarzt und Klinikleiter Frauenklinik, und PD Dr. med. Daniela Paepke, Oberärztin mbF Frauenklinik, ZIMT, BrustCentrum Zürich, Bethanien & Zollikerberg, haben in ihren Vorträgen spannende Einblicke in das Thema geboten und die vielseitigen Fragen aus dem Publikum beantwortet. Die gesamte Aufzeichnung des Anlasses finden Sie auf YouTube.

Wie kann Endometriose diagnostiziert werden?

Um Endometriose zu diagnostizieren, stehen verschiedene Untersuchungen zur Verfügung:

Wir unterstützen Sie

Unsere Endometriosesprechstunde

Starke Menstruationsbeschwerden, Unterbauchschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, ungewollte Kinderlosigkeit sowie blutiger Urin oder Stuhlgang sind typische Symptome von Endometriose. Eine individuelle Beratung und Behandlung ist für betroffene Patientinnen entscheidend. Wir unterstützen Sie gerne auf Ihrem persönlichen Therapieweg bei Endometriose.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es in der Medizin und der Integrativen Medizin?

Es werden Schmerzmittel eingesetzt, um die Schmerzen zu lindern. Sie beeinflussen jedoch nicht direkt die Endometriose-Herde selbst, sondern wirken lediglich symptomlindernd.

Um das Wachstum des Endometriose-Gewebes zu stoppen, wird oft eine Hormonbehandlung angewendet. Da Östrogen das Endometriose-Gewebe stimuliert, wirkt Progesteron als Gegenspieler und hemmt das Wachstum.

Wenn die Beschwerden stark sind, die Hormontherapie nicht wirkt, gewünscht oder vertragen wird, oder Organe wie zum Beispiel Niere oder Darm in ihrer Funktion beeinträchtigt sind, kann es sinnvoll sein, das Endometriose-Gewebe operativ zu entfernen. Bei Frauen, die einen Kinderwunsch haben, wird sorgfältig abgewogen, ob und wann eine Operation der richtige Schritt ist.

Auch die integrative Medizin kann einen grossen Beitrag in der Behandlung von Endometriose und des Leitbildes Schmerz leisten. Die wichtigste Säule ist dabei die Lifestyle- Beratung und gegebenenfalls Veränderungen des eigenen Lifestyles. Zu empfehlen ist die Reduktion entzündungsfördernder Nahrungsmitte wie Alkohol, Zucker, tierische Fette, Transfettsären und Gluten. Empfehlenswert ist hingegen die reichliche Aufnahme entzündungsreduzierender Nahrungsmittel wie Hülsenfrüchte, Gemüse, Öle, die reich an Omega 3 Fettsäuren sind, Fisch und Fischöl.

Auch Wärme und Entspannung sind wichtige Themen und können mit Hilfe äusserer Anwendungen wie Einreibungen oder Wickel und mit Hilfe von Meditation oder Mind-Body Medizin therapiert werden. Empfehlenswert sind hier MBSR-Kurse (Mindfullness based stress Reduktion).

Die Phytotherapie, Homöopathie sowie anthroposophische Medikamente können zudem zur Reduzierung der Schmerzen eingesetzt werden. Diese sollten individuell von einem Arzt oder einer Ärztin mit entsprechender Ausbildung rezeptiert oder empfohlen werden.

Unsere Expert:innen beantworten zwei zusätzliche Fragen aus dem Publikum.  

 

«Kann man nach einer Bauchspiegelung den Schwangerschaftswunsch direkt angehen oder sollte man auf den nächsten Zyklus warten?»

Nach einer Bauchspiegelung, bei der Endometriose entfernt wurde, gibt es keine feste Regel, auf den nächsten Zyklus zu warten, um schwanger zu werden. Es ist jedoch oft ratsam, sich kurz zu erholen und mit dem Arzt oder der Ärztin über den besten Zeitpunkt zu sprechen. In vielen Fällen wird Frauen mit Kinderwunsch empfohlen, nach der Operation zeitnah zu versuchen, schwanger zu werden, da die Chancen direkt nach der Entfernung von Endometriose-Herden oft am besten sind.

«Wie lange sollte man nach einer Bauchspiegelung als Therapie die Hormonbehandlung nehmen?»

Die Dauer der Hormonbehandlung nach einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) hängt von mehreren Faktoren ab, beispielsweise von der Schwere der Endometriose, den Symptomen, der Lebenssituation oder dem Alter der Patientin. Häufig wird die Hormonbehandlung für mindestens sechs Monate bis zu einem Jahr fortgesetzt, um das erneute Wachstum des Endometriose-Gewebes zu verhindern. In vielen Fällen kann aber auch eine langfristige Behandlung sinnvoll sein, insbesondere wenn das Risiko eines erneuten Auftretens hoch ist. Es ist wichtig, regelmässig mit der Ärztin oder dem Arzt zu besprechen, wie lange die Therapie fortgesetzt werden sollte.

Portraitfoto von Dr. med. Dimitrios Chronas

Dr. med. Dimitrios Chronas

Chefarzt, Klinikleitung Frauenklinik, Spitalleitung

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