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Ratgeber

Der Kampf mit den Adern

Dr. med. Simon Gregor Wrann

Dr. med. Simon Gregor Wrann

5. Dezember 2022

lesezeit

5 min

Dr. med. Simon Wrann, Leitender Arzt in der Klinik für Chirurgie, erklärt im Interview wie und warum Krampfadern entstehen und wie sie behandelt werden können.

Was sind Krampfadern?

Der Begriff «Krampfadern» leitet sich vermutlich vom althochdeutschen Wort «Krummadern» ab, das als Bezeichnung zutreffender wäre. Krampfadern sind erweiterte und teilweise geschlängelte Blutgefässe, deren Venenwand krankhaft verändert ist. Zunächst mögen Krampfadern hauptsächlich als ästhetisches Problem erscheinen, doch sie können zu einer Vielzahl von Beschwerden führen, darunter geschwollene Beine, Schweregefühl der Beine, Krämpfe, dauerhafte Hautveränderungen oder Thrombosen. Besonders im fortgeschrittenen Alter können unbehandelte Krampfadern ernsthafte gesundheitliche Probleme nach sich ziehen.

Was sind die Ursachen von Krampfadern?

Hauptsächlich liegt der Neigung zu Krampfadern eine erbliche Veranlagung zugrunde.Mit zunehmendem Alter der Patientinnen und Patienten kann sich das Venenleiden verstärken. Bewegungsmangel und Übergewicht zählen zu den begünstigenden Faktoren. Während der Schwangerschaft können Krampfadern ebenfalls vermehrt auftreten.

Wann sollte man Krampfadern abklären lassen?

Abklärungen sollten durchgeführt werden, wenn Krampfadern auffällig werden oder Symptome bestehen. Spätestens bei Auftreten von Thrombosen (schmerzhafte Blutgerinnsel) oder bei offenen Beinen sollte dringend eine Abklärung erfolgen.

Welche Möglichkeiten gibt es, Krampfadern zu therapieren? Welches Verfahren wird heute empfohlen?

Kompressionsstrümpfe sind eine einfache und äusserst wirksame Methode, um die Symptome von Krampfadern zu behandeln. Allerdings erfordert das tägliche Anlegen dieser Strümpfe viel Aufwand und kann trockene Haut verursachen. Im Sommer meiden viele Menschen verständlicherweise das Tragen dieser Strümpfe. Ältere Menschen sind teilweise vollkommen auf die Hilfe Dritter angewiesen. Daher ziehen viele Patientinnen und Patienten eine interventionelle oder operative Behandlung vor. Die sehr schonende interventionelle Behandlung ist heutzutage die Therapie der ersten Wahl. Hierfür wird eine Sonde im Gefäss eingeführt. Sollten Gründe bestehen, weshalb diese Therapie nicht angewendet werden sollte, kann eine operative Therapie empfohlen werden.

Was sind Vor- und Nachteile von interventionellen Massnahmen?

Der Vorteil des interventionellen Vorgehens ist die komplikationsarme, schonende und schmerzarme Behandlung. Ein minimaler Nachteil ist eine sehr geringfügig erhöhte Rezidivrate der venösen Insuffizienz in der behandelten Vene. Die Vorteile überwiegen aber deutlich.

Wie lange dauert der Eingriff? Erfolgt der Eingriff unter Vollnarkose?

Der Eingriff dauert in der Regel etwa 30 Minuten. Manchmal kann die Sondenplatzierung aufgrund des Venenverlaufs erschwert sein, sodass der Eingriff etwas länger dauert. Der Eingriff kann in lokaler Narkose durchgeführt werden. Dieses Vorgehen wird von den meisten Patientinnen und Patienten sehr gut toleriert. Falls notwendig, kann noch ein Medikament verabreicht werden, damit man in einen leichten Schlaf verfällt. Natürlich ist bei manchen Patientinnen und Patienten eine Vollnarkose sinnvoll. Dies kann in der Sprechstunde vor dem Eingriff entsprechend den Bedürfnissen der zu behandelnden Person festgelegt werden.

Können Krampfadern nach einer OP wieder auftreten?

Ja, Krampfadern können wieder auftreten. Meistens treten sie an einer neuen Stelle auf, weil es sich um eine von Natur aus voranschreitende Erkrankung handelt. Gelegentlich ist dieselbe Vene betroffen und muss unter Umständen auch nochmals gezielt behandelt werden.

Portraitfoto

Dr. med. Simon Gregor Wrann

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