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Backstage

Einsatz für die Pflegeausbildung der Zukunft

Sabina Decurtins

Sabina Decurtins

30. August 2024

lesezeit

5 min

Sie ist für die Ausbildung der neuen Generation an Pflegenden zuständig und arbeitet selbst bereits seit 1999 bei uns im Spital Zollikerberg. Sabina Decurtins, Leiterin Bildung im Lern- und Bildhungshaus der Gesundheitswelt Zollikerberg, spricht in ihrer Spitalgeschichte über ihren Karriereverlauf im Spital, die Unterschiede in der Pflege von früher zu heute und künftige Herausforderungen in der Pflegeausbildung.  

Seit wie vielen Jahren arbeiten Sie bereits im Spital Zollikerberg und was hat Sie stetig motiviert, sich hier weiterzuentwickeln und eine so lange Betriebszugehörigkeit anzustreben? 

Ich habe meine Ausbildung von 1989 bis 1993 in der PFLEGI gemacht und nach der Fusion im 1999 ins Spital Zollikerberg gewechselt. In der PFLEGI hatte ich bereits verschiedene Funktionen inne: als Berufsbildende, Stv. Stationsleitung und Fachexpertin Pflege. Nach dem Wechsel in das Spital Zollikerberg 1999 habe ich auf der allgemeinen medizinischen Station als diplomierte Pflegefachperson und Fachexpertin Pflege gearbeitet und zwischendrin auch als Berufsbildnerin. Im Jahr 2003 habe ich die Ausbildung als diplomierte Pflegeexpertin abgeschlossen und arbeite seither in dieser Funktion für das Spital Zollikerberg. Später ist dann die Funktion als Stv. Entwicklung und Koordination in der Qualitätsabteilung dazugekommen. Seit 2020 bin ich zusätzlich zur Pflegeexpertise auch Leiterin Bildung im heutigen Lern- und Bildungshaus der Gesundheitswelt Zollikerberg. Es gibt zwei Dinge, die mich bewogen haben, so lange hierzubleiben. Zum einen mag ich die Grösse des Betriebes. Wir kennen uns alle gegenseitig. Und zum anderen die Stimmung und die Werte, die bei uns gelebt werden. Ausserdem hatte ich immer wieder die Möglichkeit, mich in verschiedenen Aufgaben und diversen Funktionen weiterzuentwickeln.

 Was macht Ihre aktuelle Funktion für Sie besonders bedeutend? 

Ich habe zwei sehr interessante und abwechslungsreiche Tätigkeiten: Zum einen arbeite ich als Leiterin des Lern- und Bildungshaus und zum anderen als Pflegeexpertin. Ich schätze es, täglich mit den verschiedensten Personen im Betrieb zusammenzuarbeiten, Bereiche zu vernetzen, Neuerungen einzuführen, Projekte zu leiten und in Fachgruppen zu arbeiten. In der Pflegeexpertise kann ich etwas zur guten Pflegequalität und zur Stärkung der interprofessionellen Zusammenarbeit beitragen, es gibt immer wieder neue Aufgaben. Als Leiterin Lern- und Bildungshaus setze ich mich für eine gute Ausbildung und Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten der Mitarbeitenden ein. In dieser Rolle macht mir auch das Konzipieren von spannenden Fortbildungen Freude, weil ich überzeugt bin, dass dies zur optimalen Betreuung von Patient:innen beiträgt. Auch die konzeptionelle und strategische Arbeit schätze ich.

Was sind wichtige Erkenntnisse, die Sie neuen Generationen von Mitarbeitenden im Spital mitgeben möchten? 

Ihr habt einen Beruf, der sinnstiftend ist, das ist sehr viel wert. Es braucht vielleicht etwas Idealismus. Wir können für Menschen in Krisensituationen einen Unterschied machen. Ich habe es nie bereut, ins Gesundheitswesen eingestiegen zu sein. Voraussetzung ist die Freude an der Arbeit mit Menschen. Die Berufe im Gesundheitswesen sind aus meiner Sicht auch sehr vielfältig. Die Weiterentwicklungsmöglichkeiten sind grossartig. Es gibt technischere Fortbildungen wie zum Beispiel die zur Expertin oder zum Experten Notfallpflege und Weiterbildungen für eine Vertiefung in Fachthemen wie zum Beispiel Palliative Care.

Wie sehen die aktuellen Möglichkeiten für eine Ausbildung in der Pflege oder in anderen Berufen aus? 

Im Spital und in der Gesundheitswelt Zollikerberg bieten wir diverse Ausbildungen für die Pflege und andere Berufe an. Es gibt Lehrausbildungen wie beispielsweise zur Fachfrau oder zum Fachmann Gesundheit und Kaufmann/-frau, aber auch höhere Fachausbildungen zur diplomierten Pflegefachfrau HF oder FH, FH Hebamme, Radiologiefachfrau HF, HF Operationstechnik, Ergotherapie FH, Physiotherapie FH, Ernährungsberatung FH und viele weitere. Eine tolle Möglichkeit ist heute, dass man nach einer abgeschlossenen Lehrausbildung auch eine höhere Fachausbildung machen  kann. Wir bieten auch verschiedene Weiterbildungen an: Weiterbildungen zum Facharzt, Expertin Anästhesiepflege, Notfallpflege, Intensivstation und weitere. Die Vielfalt ist gross.  

Wie und von wem werden Auszubildende unterstützt?  

In allen Bereichen und Abteilungen gibt es stiftungsübergreifend insgesamt rund 60 Berufsbildende, die die Auszubildenden unterstützen. In meinem Bereich arbeitet ein Ausbildungsteam, das die Lernenden und Studierenden ebenfalls mit Einführung, Gesprächen, Lernbegleitung und bei weiteren Aufgaben unterstützt. Wir bieten neben der Ausbildung auf der Station auch Trainings in unserer Lernwerkstatt und weitere Lernformen wie Training-Transfer-Tage an.

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Starten Sie jetzt Ihre Karriere im Gesundheitswesen. Wir suchen Menschen, die sich für andere Menschen einsetzen möchten und die gerne im Team arbeiten. Unsere 60 Berufsbildenden sowie rund 250 Lernende und Studierende freuen sich auf Sie und die künftige Zusammenarbeit.

Wie erleben Sie die Ausbildung zur Pflegefachfrau heute im Vergleich zu 1993? Was hat sich verändert? 


Ich habe nach der Matura während vier Jahren integrierte Krankenpflege gelernt, eine Ausbildung für die Pflege von Kindern und Erwachsenen. In diesem Pilotprogramm mussten wir viel reflektieren und die Begründungen für unsere Handlungen jeweils selbst erarbeiten. Dieses Programm war für die damalige Zeit sehr fortschrittlich. Heute gehört die Entwicklung der Reflexionsfähigkeit zu der normalen Ausbildung. Heute ist zudem sicher die interprofessionelle Zusammenarbeit noch partnerschaftlicher als früher. Die Pflege hat einen höheren Stellenwert erhalten. Die theoretischen Grundlagen des Pflegehandelns sind klarer und fundierter geworden.  

Ich erinnere mich, als ich meine Ausbildung zur Dipl. Pflegefachfrau begonnen habe, gab es noch keine Hosen mit Kasack sondern Arbeitsschürzen. Dies empfand ich als sehr mühsam, vor allem bei der Mobilisation von Patient:innen. Zum Glück war das ab dem zweiten oder dritten Ausbildungsjahr dann anders. Wir hatten auch Berufsbildende, die uns gut unterstützt haben, aber es gab noch kein Lern-Training-Transfertag oder Lernzeit während der Arbeitszeit. Oft waren wir auf uns selbst gestellt und haben schon früh viele Patient:innen selbstständig betreut, mit oft wenig Unterstützung. Das ist heute zum Glück anders. Unsere Studierenden und Lernenden arbeiten zwar auch in den Teams mit, werden aber enger begleitet. Die Arbeitsweise hat sich insofern verändert, als dass es mehr Berufsgruppen um die Patient:innen herum gibt. Das erfordert eine gute Kommunikation zwischen diesen Berufsgruppen.   

Gleich geblieben ist, dass es viel zu üben gibt: Neben der wirksamen Kommunikation mit den Patient:innen und der Arbeit im Team ist auch das Üben von Fertigkeiten wie zum Beispiel die Blutentnahme oder Mobilisierung von Patient:innen eine wichtige Aufgabe. Das zu erlernende Fachwissen bleibt nach wie vor sehr vielfältig, das macht es auch interessant.

Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie in der zukünftigen Gestaltung der Pflegeausbildung? 


Eine Herausforderung kann darin bestehen, dass der Druck aufgrund des Personalmangels zunimmt und die Studierenden und Lernenden dadurch weniger begleitet werden können. Die Chance ist, dass unsere Berufe zutiefst sinnstiftend sind. Mir ist immer klar, wieso ich heute gerne zur Arbeit gehe. Die technischen Möglichkeiten in der Ausbildung, wie zum Beispiel moderne Lernmedien wie Videos und «Virtual Reality» können die Ausbildung zudem spannender machen. Ich habe das kürzlich selbst getestet und bin begeistert davon. Dies wird aus meiner Sicht aber nie das Lernen von erfahrenen Berufsleuten ersetzen können. Auch der Austausch mit Patient:innen könnte noch mehr in die Ausbildung einbezogen werden, sie sind Expert:innen für Ihre individuelle Situation und können uns am besten beschreiben, was sie brauchen und wie sie mit ihrer Krankheit umgehen.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich für die Pflegeberufe der Zukunft wünschen?

Ich wünsche mir, dass wir viele junge Menschen für die Pflegeberufe und weitere Berufe im Gesundheitswesen begeistern können. Dass sich die interprofessionelle Arbeit noch weiter verbessert und unsere Teams noch besser zusammenarbeiten. Und dass die Pflegefachpersonen und alle Fachpersonen im Gesundheitswesen möglichst lang in diesem wertvollen Beruf bleiben.

Welche Ziele haben Sie noch für Ihre weitere berufliche Laufbahn? 


Mich stetig weiterzuentwickeln. Es gibt immer etwas zu lernen. Ich möchte den Spass an der Arbeit und der Zusammenarbeit mit meinen Kolleg:innen behalten und weiterhin neugierig bleiben. 

Portraitfoto von Sabina Decurtins

Sabina Decurtins

Leiterin Lern- und Bildungshaus

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